Harnwegsinfekte kommen bei Frauen sehr viel häufiger vor als bei Männern, da ihre Harnröhre deutlich kürzer ist. Die Bakterien haben also einen kürzeren Weg. Im Alter von 15 bis 39 Jahren haben 15,2 % der Frauen jährlich mindestens einen Harnwegsinfekt, von den 40 bis 59-jährigen gilt dies für 11,4 %, bei den Frauen von 60 bis 79 Jahre sind es immerhin noch 9,7. Bei Männern sind Blasenentzündungen zwischen 17 bis 79 Jahren selten. Lediglich 2,2 % leiden pro Jahr darunter, ab dem 80. Lebensjahr sind es 5,3 %.
Außerdem sind Harnwegsinfekte sind die häufigsten nosokomialen Infektionen. Nosokomialinfektionen sind Infekte, die in Krankenhäusern bzw. in einer klinischen Umgebung erworben werden.
Risikofaktoren für die Ausbildung eines Harnwegsinfektes sind, neben dem weiblichen Geschlecht, Dauerkatheter, Pflegeheim- oder Krankenhausaufenthalte und mangelnde Intimhygiene.
Neben der Einteilung in einen unteren und einen oberen Harnwegsinfekt, werden HWIs in zwei Kategorien klassifiziert:
- Ein unkomplizierter Harnwegsinfekt liegt vor, wenn keine anatomischen oder funktionellen Anomalien des Harnsystems vorliegen. Diese Harnwegsinfekte heilen meist von alleine aus. In manchen Fällen ist eine Therapie mit antibakteriellen Medikamenten (Antibiotika) erforderlich.
- Ein komplizierter Harnwegsinfekt liegt vor, wenn eine Grunderkrankung (z.B. Diabetes mellitus) oder funktionelle bzw. anatomische Anomalien (z.B. durch Fremdkörper, Harnsteine, vergrößerte Prostata, Tumoren) vorhanden sind. Neben einer antiobiotischen Therapie gehört hier die Beseitigung der Risikofaktoren zum Therapiekonzept. Werden die begünstigenden Faktoren nicht beseitigt, besteht das Risiko, dass eine chronische Harnwegsinfektion entsteht.
Symptome
- Brennen beim Wasserlassen (Algurie, Dysurie)
- verstärkter Harndrang (Pollakisurie)
- abgeschwächter Harnstrahl
- Schmerzen im Unterbauch
- Schwierigkeiten, den Harn zu halten
- Bei oberen Harnwegsinfekten (z.B. Nierenbeckenentzündung) können Fieber, Flankenschmerz und Klopfschmerzhaftigkeit der Nierenlager auftreten
- Blut im Urin, was schon in geringstem Maß eine intensive Rotfärbung des Urins zur Folge hat
- Nicht selten kann ein Harnwegsinfekt jedoch auch asymptomatisch bleiben. Ungefähr fünf bis zehn von hundert Frauen mit einer Harnwegsinfektion sind völlig beschwerdefrei.
Ursachen/Risikofaktoren
- Häufiger Geschlechtsverkehr (Honeymoon-Zystitis)
- Bestimmte Verhütungsmethoden, z.B. Scheidendiaphragma
- Immundefizienz (z.B. bei Diabetes mellitus)
- Störung des Harnabflusses (BPH u.a.)
- Medizinische Eingriffe wie Blasenkatheter, Zystoskopie und –spülungen
- Schwangerschaft
- Querschnittslähmung
- Falsche „Wischtechnik“ nach dem Stuhlgang. Wenn von hinten nach vorne gewischt wird, werden Darmbakterien in Richtung des Harnröhreneingangs transportiert.
Urin-Diagnostik:
- Urinuntersuchung mit Teststreifen (Nachweis von Nitrit und Leukozyten im Urin)
- Mikrobielle Anzüchtung der auslösenden Erreger (Urinkultur)
Therapie – Allgemeinmaßnahmen
Wussten Sie schon?
- Unterschied zwischen Harnwegsinfekt und Blasenentzündung
- Eine Blasenentzündung ist – ebenso wie eine Harnröhrenentzündung (Urethritis) – ein unterer Harnwegsinfekt. Sie betrifft also lediglich die Blase, während ein Harnwegsinfekt allgemein auch die oberen Harnwege betreffen kann.