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Urolithiasis – (Nierensteine / Harnsteine / Blasensteine)

Alle Informationen zum Thema Urolithiasis – (Nierensteine / Harnsteine / Blasensteine)

Auf einen Blick

Urolithiasis bezeichnet die Ausbildung bzw. das Vorkommen von Konkrementen (Harnsteinen) in den Harnwegen.

Je nach Verortung des Steins kann sie unterteilt werden in:

  • Nephrolithiasis: Stein im Hohlsystem der Niere (Nierenstein)
  • Ureterolithiasis: Stein im Harnleiter (Harnleiterstein)
  • Zystolithiasis: Stein in der Harnblase (Blasenstein)
  • Urethralithiasis: Stein in der Harnröhre
Weitere Informationen

Etwa 5–10% aller Menschen bilden im Laufe ihres Lebens einmal Harnsteine aus. Das Verhältnis von Männern zu Frauen beträgt dabei ungefähr 3:1. Neben dem Geschlecht ist auch das Alter ein Risikofaktor. Im Alter treten Harnsteine häufiger auf (Altersgipfel 40. bis 50. Lebensjahr) während sie bei Kindern eher selten sind (1–5% der Steinpatienten).

Neben der Lokalisation lassen sich die Harnsteine auch anhand ihrer chemischen Bestandteile klassifizieren. Über 80% der Harnsteine bestehen aus Kalziumsalzen (Kalziumoxalat oder Kalziumphosphat). Die Häufigkeit sogenannter Infektsteine, die aus Magnesium-Ammoniumsulfat und/oder Carbonapatit bestehen und häufig mit Infekten assoziiert sind, nimmt durch zunehmende Prophylaxe in westlichen Ländern ab. Das Vorkommen von Harnsäuresteinen hingegen nimmt aufgrund von Über- und Fehlernährung zu.

 

Ursachen:

  • Über- und Fehlernährung
  • (Vererbbare) Stoffwechseldefekte
  • Exsikkose (Dehydration)
  • Bewegungsmangel
  • Idiopathisch (ohne erkennbare Ursache)
  • Anatomische Abnormalitäten des Harntraktes
  • Medikamenteninduziert (Kalzium, Vitamin D, Vitamin C >4 g/Tag)

Das Grundprinzip der Steinbildung ist die Kristallisation von gelösten Substanzen im Urin. Diese Substanzen scheiden wir alle mit dem Urin aus. Problematisch wird es, wenn diese in erhöhter Konzentration vorliegen. Dies führt zur Zusammenlagerung der Substanzen und zur Kristallbildung. Auch diese hat noch keinen Krankheitswert, solange die Kristalle klein genug sind und weiterhin mit dem Urin ausgeschieden werden können. Kommen jedoch weitere Risikofaktoren, wie beispielsweise Bewegungsmangel, Flüssigkeitsmangel, inadäquate Ernährung etc. hinzu, lagern sich die Kristalle weiter zusammen und bilden Steine. Diese lagern sich dann häufig im Harnsystem ab, können nicht mehr ausgeschieden werden und führen zur Urolithiasis.

Inhibitoren, welche die Kristallisation der meisten Steine hindern sind:

  • Magnesium, Zitrat
  • Verdünnter Urin durch ausreichend Flüssigkeit

Promotoren, die die Kristallisation fördern sind:

  • Oxalat, Kalzium
  • Konzentrierter Urin durch Flüssigkeitsmangel

Steinarten:

  • Kalziumoxalatsteine: (CaOx) 80–90% aller Harnsteine
  • Harnsäuresteine: etwa 8–10% aller Harnsteine
  • Infektsteine/ Struvitsteine: etwa 5–7% aller Harnsteine
  • Kalziumphosphatsteine: etwa 4–6% aller Harnsteine
  • Zystinsteine: etwa 0,5-1% % aller Harnsteine

 

Harnsäuresteine sind häufig die Folge von unausgewogener Ernährung und Bewegungsmangel. Einerseits führt die einseitige Ernährung, welche heutzutage häufig sehr Fett- und Fleisch-lastig ist, häufig zu erhöhten Konzentrationen von Stoffen, die als Steinbildner fungieren. Ein Beispiel ist die Hyperurikosurie (erhöhte Harnsäurespiegel im Urin), die aus einem hohen Fleischkonsum resultiert und die Ausbildung von Harnsäuresteinen fördert. Andererseits führt eine unausgewogene Ernährung zu einer Übersäuerung des Körpers. In Folge verschiebt sich auch das Milieu im Urin in den sauren sauren pH-Bereich (<6). Für die meisten Steinarten gilt, dass je saurer der Urin ist, desto schlechter sind die verschiedenen steinbildenden Substanzen löslich. Dies wird als „Säurestarre“ des Urins bezeichnet. Folglich begünstigt ein niedriger Urin-pH das Ausbilden von Harnsteinen.

 

Diagnose

Die Diagnose der Urolithiasis erfolgt meist anhand der klinischen Symptomatik sowie mittels bildgebender Verfahren. In der Regel lässt sich eine Urolithiasis schon im Ultraschall erkennen. Auch wenn der Stein selbst nicht immer identifiziert werden kann, sind die Begleiterscheinungen, wie beispielsweise ein Harnstau und ein erweitertes Nierenbecken, meist gut sichtbar. Zur exakten Steinlokalisation können dann weitere Verfahren wie Röntgen oder CT hinzu gezogen werden.

Mit Urinteststreifen können unter anderem das spezifische Gewicht und eine Hämaturie, also das Vorkommen von Blutbestandteilen im Urin, nachgewiesen werden. Des Weiteren kann der pH-Wert bestimmt werden. Die Zusammenschau der Parameter kann die Urolithiasis zwar nicht sicher diagnostizieren, aber die Parameter bilden wichtige Anhanltspunkte, auch im Hinblick auf die Prophylaxe von Harnsteinen.

Im Urinsediment können unterschiedliche Kristalle sichtbar gemacht werden. Im Sammelurin können lithogene Substanzen (Calcium, Harnsäure, Oxalat, Phosphat, Zystin, Dihydroxyadenin (DHA)) quantifiziert werden. Abgegangene Steine können durch Infrarotspektroskopie untersucht werden.

 

Prophylaxe:

  • Ernährung mit wenig tierischen Eiweißen und wenig Salz
  • Viel trinken
  • Meiden von urinsäuernden Getränken und Speisen (z.B. Apfelsaft, Bier)
  • Gewichtsnormalisation

Quellen

  • Schmelz, H.U. et al.: Facharztwissen Urologie , 2. Auflage, 171-196
  • Hesse, A. et al (2003): Study on the prevalence and incidence of urolithiasis in Germany comparing the years 1979 vs. 2000. Eur Urol , 709-713
  • Hesse, A. et al (2009): Urinary stones: Diagnosis, treatment, and prevention of recurrence. Karger, Basel
  • Siener, R., Hesse, A. (2003): Fluid intake and epidemiology of urolithiasis. Eur J Clin Nutr 57 (Suppl 2), 47-S51
  • Holmes, R.P. et al. (2001): Contribution of dietary oxalate to urinary oxalate excretion. Kidney Int 59, 270-276
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (D-A-CH) (2000): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Umschau Braus, Frankfurt a. M.
  • Buclin, T. et al (2001): Diet acids and alkalis influence calcium retention in bone. Osteoporosis Int 12, 493-499
  • Siener, R. et al (2004): The role of overweight and obesity in calcium oxalate stone formation. Obes Res 12, 106-113
  • Schröder, U. et al. (02/2017): Übersäuerung – basische Ernährung– Entschlackung, Tritime-Magazine
  • Hubert, M. (2015): Gicht – Hohe Harnsäurewerte treiben die Kosten hoch, Springer Medizin, URL: https://paperity.org/p/73752731/gicht-hohe-harnsaurewerte-treiben-die-kosten-hoch
Stand der Informationen: 2022